Erinnerst du dich daran, als du das letzte Mal richtig stark gefroren hast, dir viel zu warm war, du über eine laute, volle, dreckige 4-spurige Straße gelaufen bist, oder beim Arbeiten auf eine Baustellen-Betonwüste geguckt hast? Wahrscheinlich hast du dich dabei nicht besonders entspannt gefühlt. Dein Nervensystem hat auf Umgebungssignale von Unsicherheit/Gefahr reagiert. 

Unser Nervensystem reagiert mit Hilfe der Neurozeption (unbewusste Wahrnehmung) auf unsere Umgebung, um im Falle von Unsicherheit oder Gefahr sofort überlebenssichernde Reaktionen (Stress) einleiten zu können. 

Zur Umgebung gehören Temperatur, Geräusche, Gerüche, Architektur und Umgebungselemente. Untersuchungen (s.u.) zeigen, dass die Umgebung einen starken Einfluss auf die autonomen Reaktionen hat und damit beeinflusst, wie gut wir in Kontakt gehen können, aufnahmefähig und geistig flexibel sind, Neues integrieren, regulieren und regenerieren können.

Um unsere Stress- und Emotionsregulation zu unterstützen und uns in einen Zustand funktionaler Aktivierung oder Ruhe zu bringen, ist die Gestaltung der Umgebung essentiell wichtig.

Besonders für Coaches, Therapeuten, Ärzte, Lehrer und andere soziale Berufe ist dieses Wissen hochrelevant, denn ungünstige (Stressreaktionen auslösende) Umgebungsfaktoren beeinträchtigen die autonome Regulation und damit Entwicklung und Heilung. 

So kannst du eine sichere Umgebung schaffen

Eine Sicherheit vermittelnde Umgebung aktiviert den ventralen Vagus und bringt das Nervensystem in das Window of Tolerance. 

Checke deine Umgebung (oder die deiner Praxis, Arbeitsplatz etc.) auf Elemente, die eine Neurozeption von Sicherheit oder Unsicherheit hervorrufen können, z.B.::

  • Geräusche. Achte auf Autolärm, Klimaanlagen, der Klang der Stimme, Arten von Musik, Lautstärke ingesamt (Akustik im Raum), etc.. Sehr hohe und sehr tiefe Frequenzen aktivieren eine Neurozeption von Gefahr und damit eine Stressreaktion. (s. z.B. Porges, 2017)
  • Temperatur (im Raum, durch Kleidung). Das Empfinden physischer und sozialer Wärme/Kälte hängen eng miteinander zusammen (s. z.B. Williams & Barth 2008) und wird in der gleichen Hirnregion verarbeitet. 
  • Naturelemente. Natur(oder Elemente daraus wie z.B. Steine, Holz, Pflanzen) und der Anblick von Natur (z.B. auf Bildern) aktivieren den Parasympathikus (Wohlbefinden und Ruhe) und verringern Stressreaktionen. (s. z.B. Ewert, Klaunig, Wang & Chang 2016). Fehlen diese, ist die Stressbereitschaft im Nervensystem erhöht. 

Wann fühlst du dich sicher/ Wie schaffst du für dich und deine Klienten einen sichere Umgebung?